Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Drei Hochfeste der Christenheit. Weihnachten, die Geburt Jesu, ist den meisten noch gegenwärtig. Wir feiern das Licht, das in die Welt kommt. Ostern hingegen – die Feier der Auferstehung – ist für viele schon weniger klar: Einer Umfrage zufolge wissen nur etwa 16 Prozent der Menschen, was hier im christlichen Sinne gefeiert wird. Und bei Pfingsten? Da setzt das Wissen vollends aus. Dennoch: Feiertage wie Pfingsten beschenken uns mit arbeitsfreier Zeit – Grund genug, sich zu erinnern, was an Pfingsten wirklich geschieht.

Pfingsten bedeutet wörtlich „50.“ Der fünfzigste Tag nach Ostern ist gemeint. Deshalb ist Pfingsten, genau wie Ostern, ein bewegliches Fest. 50 – eine magische Zahl. Voraus geht ihr die Zahl 40: 40 Tage nach Ostern feiern Christen die Himmelfahrt Jesu Christi. 40 Tage, in denen die Seele Jesu – und jede Seele – sich noch im Raum-Zeit-Gefüge befindet. In diesen 40 Tagen besucht sie Freunde, Verwandte, Orte des Lebens. Menschen, die feinspürig genug sind, können diese Präsenz wahrnehmen.

Um zu verstehen, was Pfingsten bedeutet, muss man die 40 Tage begreifen. Direkt nach dem Tod löst sich die Seele innerhalb von drei Tagen aus dem Körper, vollendet durch das Einsetzen der Leichenstarre. Medizinisch erklärbar? Ja, zum Teil. Aber warum dauert es mal zwei, mal drei Tage? Die äußeren Umstände können es beeinflussen – die Theosophie aber sagt: Es ist der Prozess der Lösung der Seele.

Wahre Seher – Schamanen, wie sie der kabbalistische Lebensbaum beschreibt – sind in der Lage, diesen Prozess zu beobachten: das Austreten der Seele aus dem Körper. Nach der Körperlösung bleibt die Seele 40 Tage in Raum und Zeit – bis Christi Himmelfahrt: dem endgültigen Aufstieg in die Sternenwelt.

Was berichtet die Überlieferung? 40 Tage nach dem Tod steigt Christus auf und nimmt Platz zur Rechten Gottes. 10 Tage später, am 50. Tag, sandte der Heilige Vater den Heiligen Geist auf Erden. Und dieser kam in Form von Flammenzungen – die Menschen wurden vom Feuer des Geistes erfasst.

Das Beeindruckende: Plötzlich konnten sich alle in ihrer eigenen Sprache verständigen. Ob Ägypter, Griechen oder Hebräer – sie verstanden einander. Inspiration, Überlieferung – das ist die eigentliche Bedeutung von „Kabbalah“.

Pfingsten: der Empfang des Geistes. Das dritte Hochfest neben Weihnachten (Himmelseröffnung) und Ostern (Erlösung). Die Trinität – Vater, Sohn und Heiliger Geist – wird vollendet.

Die Israeliten feiern an Pfingsten übrigens das Fest der Befreiung aus Ägypten. Ob über neun oder zehn Plagen berichtet wird – sei dahingestellt. Wichtiger ist: Diese Geschichten sind Hinweise darauf, wie Leben funktioniert.

Pfingsten erinnert uns: Der Geist lässt uns über Grenzen hinweg kommunizieren. Es ist ein subtiler Hinweis auf die wahre Natur des Lebens: Inspiration, Befreiung, Verbundenheit.